Zuletzt aktualisiert am 4. September 2025
Das Wichtigste in Kürze:
- Sommerekzem ist eine allergische Hautreaktion bei Pferden, ausgelöst durch Insektenstiche (v. a. Kriebelmücken und Gnitzen).
- Typische Symptome sind Juckreiz, Hautentzündungen und Haarverlust an Mähne, Schweif und Bauch.
- Eine frühzeitige Diagnose und konsequente Behandlung sind entscheidend, um Folgeschäden zu vermeiden.
- Behandlungsmöglichkeiten reichen von Ekzemerdecken über Insektenschutz bis hin zu speziellen Pflegeprodukten und Fütterungsanpassungen.
- Vorbeugung durch Stallmanagement, Insektenschutz und gezielte Pflege ist der Schlüssel zur Linderung.
Sommerekzem bei Pferden ist für viele Halter ein bekanntes und gefürchtetes Thema, das jeden Sommer wiederkehrt. Unter dem Begriff versteht man eine chronische, saisonale Hauterkrankung, die vor allem in den warmen Monaten durch Insektenstiche ausgelöst wird. Besonders betroffen sind Pferde, die viel Zeit auf der Weide verbringen, weil der ständige Kontakt mit Mücken, Gnitzen und Fliegen das Risiko deutlich erhöht.
Warum ist das Thema so wichtig? Weil das Sommerekzem nicht nur die Lebensqualität deines Pferdes massiv einschränken kann, sondern auch für dich als Besitzer mit hohem Aufwand in Pflege, Management und Kosten verbunden ist. Allein in Mitteleuropa leiden zehntausende Pferde darunter und die Zahl steigt durch den Import empfindlicher Rassen wie Islandpferde weiter an.
In diesem Ratgeber erfährst du, wie Sommerekzem entsteht, welche Symptome typisch sind und welche Maßnahmen wirklich helfen, damit dein Pferd die warme Jahreszeit möglichst beschwerdefrei genießen kann.
Ursachen und Auslöser von Sommerekzem
Die Hauptursache für das Sommerekzem bei Pferden ist eine allergische Reaktion auf den Speichel von Parasiten wie Kriebelmücken (Simuliidae) und Gnitzen (Culicoides spp.). Sobald diese Insekten dein Pferd stechen, gelangen bestimmte Eiweißstoffe in die Haut, die das Immunsystem überempfindlich reagieren lassen. Dies führt zu starkem Juckreiz, Hautrötungen und in der Folge oft zu aufgescheuerten Stellen.
Genetische Veranlagung
Bestimmte Rassen, allen voran Islandpferde, sind besonders gefährdet. Eine Studie von Acta Veterinaria Scandinavica zeigt, dass bis zu 34 % der nach Mitteleuropa exportierten Islandpferde nach einigen Jahren Sommerekzem entwickeln. Der Grund: Sie wachsen in Island ohne die dort nicht vorkommenden Gnitzen auf und entwickeln deshalb keine Immunabwehr gegen deren Speichel.
Jahreszeit und Klima
Das Sommerekzem tritt fast ausschließlich in den warmen Monaten von Mai bis Oktober auf, wenn die Population von Mücken und Gnitzen am größten ist. Feuchte Weideflächen, stehende Gewässer und windgeschützte Täler sind besonders risikoreich. Auch längere und heißere Sommer im Zuge des Klimawandels können die Belastung für betroffene Pferde verstärken.
Tipp: Wenn du dein Pferd in einem bekannten Risikogebiet hältst, lohnt es sich, frühzeitig mit dem Einsatz von Fliegenschutzprodukten zu beginnen, um die Insektenbelastung so gering wie möglich zu halten.
Symptome und betroffene Körperstellen
Das Sommerekzem zeigt sich in erster Linie durch starken, kaum stillbaren Juckreiz. Pferde reiben sich intensiv an Zäunen, Bäumen oder Stallwänden, wodurch schnell offene Hautstellen entstehen. Diese Selbstverletzungen führen zu Hautentzündungen, Schuppenbildung und nässenden Ekzemen, die wiederum Sekundärinfektionen begünstigen können.
Typische Symptome
- Heftiger Juckreiz, besonders in den Abendstunden
- Haarausfall und kahle Stellen
- Schwellungen und Krustenbildung
- Verdickte, ledrige Haut bei chronischem Verlauf
Betroffene Körperstellen
Besonders häufig treten die Symptome an den Regionen auf, die für Insekten leicht zugänglich sind:
- Mähne und Schweifansatz – Pferde scheuern hier so stark, dass ganze Haarpartien ausfallen können.
- Bauchnaht – empfindliche Zone, die oft offene Wunden zeigt.
- Kopf und Gesicht – vor allem um Augen und Ohren.
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Während Pilzinfektionen meist kreisrunde kahle Stellen verursachen, zeigen Sommerekzeme eher unregelmäßige, großflächige Hautveränderungen. Das hilft bei der Abgrenzung zu anderen Hautkrankheiten.
Diagnose und Abgrenzung des Sommerekzems
Die Diagnose von Sommerekzem erfolgt in erster Linie durch eine gründliche klinische Untersuchung durch den Tierarzt. Besonders charakteristisch sind der stark ausgeprägte Juckreiz in den warmen Monaten, die typischen Hautveränderungen an Mähne, Schweif und Bauch sowie die wiederkehrende Saisonalität der Beschwerden. Diese Kombination macht das Sommerekzem für erfahrene Tierärzte oft schon auf den ersten Blick erkennbar.
Anamnese und Untersuchung
Ein zentraler Bestandteil der Diagnostik ist die Anamnese. Dabei werden die Lebensumstände des Pferdes, die Weidebedingungen, der Zeitpunkt des Auftretens der Symptome und mögliche Veränderungen in Haltung oder Fütterung erfragt. Ergänzend erfolgt eine klinische Untersuchung, bei der der Tierarzt die betroffenen Hautstellen genau betrachtet und den Schweregrad der Ekzeme einschätzt. Vor allem bei Pferden, die erstmals Symptome zeigen, ist es entscheidend, auch andere mögliche Ursachen in Betracht zu ziehen.
Differenzialdiagnose
Besondere Bedeutung hat die Differenzialdiagnose. Hautkrankheiten wie Pilzinfektionen, Haarlings– oder Milbenbefall sowie bakterielle Hautentzündungen können ähnliche Symptome hervorrufen. Während Pilzinfektionen meist durch klar begrenzte, runde kahle Stellen auffallen, sind beim Sommerekzem unregelmäßige, großflächige Hautveränderungen typisch. Ein Milben- oder Haarlingsbefall lässt sich oft durch die Sichtbarkeit der Parasiten oder durch kleine punktförmige Bissstellen unterscheiden. Bakterielle Infektionen wiederum zeigen sich häufig durch eitrige Pusteln, dicke Krusten und gelegentlich Fieber.
Vergleich: Sommerekzem vs. Pilz vs. Milben
Kriterium | Sommerekzem | Pilz (Dermatophytose) | Milben (z. B. Chorioptes) |
---|---|---|---|
Ursache | Allergische Reaktion auf Speichel von Kriebelmücken/Gnitzen | Dermatophyten (z. B. Trichophyton, Microsporum) | Ektoparasiten (v. a. Räudemilben) |
Saisonalität | Vorwiegend Mai–Oktober, Höhepunkt Sommer | Ganzjährig möglich, v. a. feucht-warm | Ganzjährig möglich, häufig im Winter bei Behang |
Juckreiz | Sehr stark, besonders abends | Mild bis mäßig | Stark, teils mit Unruhe |
Läsionen | Unregelmäßige, großflächige Ekzeme; Krusten, Nässen | Kreisrunde kahle Stellen, Schuppen, Krusten | Papeln, Krusten; Scheuerstellen durch Juckreiz |
Typische Lokalisation | Mähne, Schweifansatz, Bauchnaht, Kopf | Körperweit, oft sattel- oder girthnah | Fesselbeuge/Behang, Unterbauch, Brust |
Ansteckend? | Nein | Ja (teils zoonotisch) | Ja (kontakt-/umgebungsabhängig) |
Diagnostik | Klinik + Saisonalität; ggf. Ausschlussdiagnostik | Pilzkultur/Trichogramm; Wood-Lampe (teilweise) | Hautgeschabsel; Klebestreifenpräparat |
Therapie (Kurzüberblick) | Insektenschutz, Ekzemerdecke, Hautpflege; ggf. Medikamente | Topische/systemische Antimykotika; Hygiene | Akarizide/Antiparasitika; Umfeldmanagement |
Weitere diagnostische Maßnahmen
In unklaren Fällen können zusätzliche Hautproben oder Biopsien sinnvoll sein. Sie helfen, die genaue Ursache zu bestimmen und geben Sicherheit für die richtige Behandlung. Eine Fehldiagnose kann nicht nur die Beschwerden des Pferdes verschlimmern, sondern auch zu unnötigen und möglicherweise belastenden Therapien führen.
Eine sorgfältige Diagnose und Abgrenzung ist daher die Grundlage für jede erfolgreiche Behandlung. Nur wenn klar ist, dass es sich tatsächlich um ein Sommerekzem handelt, können gezielte Maßnahmen eingeleitet werden, die deinem Pferd wirkliche Linderung verschaffen.
Sommerekzem Pferd – Was hilft wirklich?
Die Behandlung des Sommerekzems erfordert ein ganzheitliches Vorgehen, da eine vollständige Heilung bislang nicht möglich ist. Ziel ist es, den Juckreiz zu lindern, Hautentzündungen zu vermeiden und die Lebensqualität des Pferdes deutlich zu verbessern. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle, die sinnvoll miteinander kombiniert werden müssen. Je nach Schweregrad und individueller Empfindlichkeit des Pferdes können sehr unterschiedliche Maßnahmen erforderlich sein.
Physischer Schutz
Ein bewährtes Mittel sind Ekzemerdecken, die den direkten Kontakt der Insekten mit der Haut verhindern. Sie sollten atmungsaktiv sein, aber dennoch den gesamten Körper abdecken, inklusive Bauch- und Halspartie. Ergänzend schützen Fliegenschutzprodukte wie Sprays, Gele oder spezielle Masken empfindliche Körperregionen. Auch das Anpassen der Weidezeiten – etwa das Vermeiden von Auslauf in den frühen Morgen- und Abendstunden, wenn Gnitzen am aktivsten sind – kann den Insektenkontakt deutlich verringern.
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Hautpflege
Regelmäßige Pflege ist entscheidend, um die Hautbarriere zu stärken. Pflegeprodukte für Pferde wie beruhigende Salben oder Lotionen können Schuppenbildung reduzieren und die Heilung unterstützen. Besonders wirksam sind Produkte mit Aloe Vera, Zink oder Schwefel. Zusätzlich können regelmäßige Waschungen mit milden Shampoos abgestorbene Hautschuppen entfernen und die Hautatmung verbessern. Wichtig ist, dabei nur pferdefreundliche Produkte ohne aggressive Tenside zu verwenden, um die Haut nicht weiter zu reizen.
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Medikamentöse Therapie
In schweren Fällen verschreibt der Tierarzt Kortisonpräparate oder Antihistaminika, die das Immunsystem regulieren und den Juckreiz deutlich verringern. Diese Behandlungen sind jedoch meist nur kurzfristig geeignet, da sie Nebenwirkungen haben können. In besonders schweren Fällen wird auch die Verabreichung von Immunsuppressiva diskutiert. Eine tierärztliche Begleitung ist hier unerlässlich, um Risiken für das Pferd zu minimieren und die Therapie optimal einzustellen.
Ernährung und Ergänzungsfuttermittel
Eine angepasste Fütterung kann die Hautgesundheit positiv beeinflussen. Ergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren oder speziellen Mineralstoffen stärken das Immunsystem und wirken entzündungshemmend. Studien zeigen zudem, dass niedrige Zinkwerte im Blut mit einem schwereren Krankheitsverlauf in Verbindung stehen – eine gezielte Ergänzung kann also sinnvoll sein. Auch die Zufütterung von Leinöl oder hochwertigen Kräutermischungen wird von vielen Pferdehaltern als unterstützend empfunden. Wichtig ist, Futterergänzungen langfristig einzusetzen und auf die individuellen Bedürfnisse des Pferdes abzustimmen.
Innovative Ansätze
Neben klassischen Therapien werden auch neue Behandlungsmethoden erforscht, wie zum Beispiel die Allergen-spezifische Immuntherapie (ASIT) oder Impfstoffe gegen bestimmte Immunzellen (z. B. IL‑5). Erste Studien an Islandpferden zeigen vielversprechende Ergebnisse, auch wenn diese Verfahren noch nicht breit verfügbar sind. Zusätzlich wird an biotechnologischen Ansätzen geforscht, die gezielt das Immunsystem modulieren sollen, um die allergische Überreaktion zu reduzieren. Diese Entwicklungen könnten langfristig ganz neue Perspektiven eröffnen.
Wichtig: Die beste Behandlung ergibt sich oft aus einer Kombination verschiedener Maßnahmen. Jedes Pferd reagiert unterschiedlich, daher ist ein individueller Therapieplan in Absprache mit dem Tierarzt unerlässlich. Neben den direkten Maßnahmen ist auch die konsequente Beobachtung des Pferdes entscheidend – nur so können Veränderungen im Verlauf rechtzeitig erkannt und die Therapie angepasst werden.
Checkliste: Sommerekzem Pferd behandeln
Schritt | Ziel | Anwendung / Timing | Wichtiger Hinweis | Shop |
---|---|---|---|---|
Ekzemerdecke | Barriere gegen Stiche | Täglich auf der Weide; v. a. morgens/abends | Passform prüfen; Reibestellen vermeiden | – |
Fliegenspray & Masken | Insekten abwehren | Vor Weidegang und nach Regen auffrischen | Wirkstoffe rotieren, um Gewöhnung zu vermeiden | Fliegenschutz |
Hautpflege | Haut beruhigen & regenerieren | Nach dem Putzen; 1–2× täglich dünn auftragen | Nur pferdefreundliche Produkte; offene Wunden tierärztlich abklären | Pflegeprodukte |
Fütterung & Supplemente | Hautbarriere stärken, Entzündung dämpfen | Omega-3, Zink, Leinöl; langsam anfüttern | Individuelle Bedürfnisse beachten; Wechselwirkungen prüfen | – |
Medikamente (Tierarzt) | Juckreiz & Entzündung kontrollieren | Nur nach Diagnose; meist kurzzeitig | Nebenwirkungen beachten; Verlaufskontrolle | – |
Vorbeugung und Stallmanagement
Das effektivste Mittel gegen Sommerekzem ist Prävention: Reduziere den Insektenkontakt konsequent, stärke die Hautbarriere und passe Management sowie Weidezeiten an. So senkst du die Allergenbelastung und beugst Schüben vor.
Weidemanagement: Zeiten & Flächen
In den Dämmerungsstunden (früh morgens, abends) sind Gnitzen am aktivsten. Plane Weidegänge möglichst in windigen, trockenen Tagesphasen und meide feuchte Senken, Bachläufe und stehende Gewässer. Kurzfristig hilft auch Nacht- oder Halbtagsweide. Auf der Fläche selbst unterstützen drainierte Bereiche, das Abdecken von Regentonnen und das Beseitigen von Pfützen.
Physischer Insektenschutz
Eine gut sitzende Ekzemerdecke mit Bauchlatz und Halsteil schafft eine verlässliche Barriere. Ergänze sie mit Fliegenmasken (ggf. mit Ohrenschutz) und Bremsenfransen. Trage Repellents vor Weidegang auf und erneuere sie nach Regen oder starkem Schwitzen.
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Stallhygiene & Luftzirkulation
Sauberkeit senkt die Insektenzahl. Tägliches Ausmisten, das Abdecken organischer Abfälle und das regelmäßige Säubern von Tränken sind Standard. Im Stall helfen Ventilatoren oder durchzugfreundliche Fenster, denn Luftbewegung erschwert den Anflug von Gnitzen. Fliegengitter an Fenstern und UV‑Lichtfallen können die Belastung zusätzlich reduzieren.
Hautpflege zur Prophylaxe
Eine stabile Hautbarriere reagiert weniger heftig. Setze auf milde Shampoos, rückfettende Lotionen und beruhigende Pflege (z. B. mit Aloe Vera, Zink oder Schwefel), um Mikroläsionen zu vermeiden und die Regeneration zu fördern. Achte darauf, Produkte sparsam und regelmäßig anzuwenden.
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Fütterung & Supplemente
Ergänze die Ration um Omega‑3‑Fettsäuren (z. B. Leinöl) und stelle eine bedarfsgerechte Mineralversorgung sicher (u. a. Zink). Ziel ist eine entzündungsmodulierende Versorgung und eine intakte Hautstruktur. Führe Änderungen langsam ein und beobachte Wirkung sowie Verträglichkeit.
Monitoring: Früh erkennen, bevor es eskaliert
Dokumentiere erste Anzeichen (vermehrtes Scheuern, Schuppen, Rötungen) in einem Saison-Check. Wer früh reagiert – Decke an, Repellent erneuern, Pflege intensivieren – verhindert oft offene Stellen und Sekundärinfektionen. Plane die Prophylaxe ab April, bevor die Saison richtig startet.
Merke: Prävention ist Teamwork aus Management, Barriere, Pflege und Fütterung. Konsequent umgesetzt, bleibt der Sommer für dein Pferd deutlich entspannter.
Quick-Setup für die Saison
-
1
AprilDecke & Maske anpassen, Repellent testen, Stall-Lüftung checken.
-
2
Mai–AugustWeidezeiten anpassen, Pflege-Routine (2–3×/Woche) etablieren, Repellents regelmäßig erneuern.
-
3
SeptemberLangsam ausschleichen, Haut regenerieren lassen, „Lessons Learned“ notieren.
FAQs – Häufige Fragen zu Sommerekzem beim Pferd
Eine allergische Hautreaktion auf Insektenstiche, die starken Juckreiz und Hautprobleme verursacht.
Kombination aus Insektenschutz, Ekzemerdecke, Hautpflege und ggf. medikamentöser Therapie.
Ja, durch Stallhygiene, Insektenschutz, Fütterungsmanagement und gezielte Pflegeprodukte.