In der Milchviehhaltung gehören Euterentzündungen zu den Hauptfaktoren für finanzielle Ausfälle durch mangelnde Milchqualität– Eutergesunde Tiere sind somit die Grundlage für eine erfolgreiche Milchproduktion.
Die Haut ist in gesundem Zustand gut in der Lage, eine wirkungsvolle Barriere gegen Erreger darzustellen. Deshalb ist die vorbeugende Pflege des Euters die effektivste Maßnahme gegen Entzündungen.
Für die richtige Euterpflege stehen verschiedene Mittel zur Verfügung. Das klassische Melkfett steht neben Gelen und Salben mit ätherischen Ölen als Zusatzstoffen sowie Tonerde, um Entzündungen vorzubeugen oder Linderung zu erreichen.
Warum ist die Euterpflege so wichtig?
- Entzündungen führen zu Qualitätseinbußen bei der Milch
- Durch die Behandlung mit Antibiotika entstehen dann noch zusätzliche Kosten
- Ein gesundes Euter beugt Erkrankungen am effektivsten vor
- Mangelnde Eutergesundheit ist neben Fruchtbarkeitsstörungen mit der größte Kostenverursacher in der Milchviehhaltung
In jeder Art von Tierhaltung spielt die Gesundheit mit die wichtigste Rolle. Dabei ist es egal, ob es sich um den privaten Kleintierbereich handelt, oder die gewerbliche Nutztierhaltung in der Landwirtschaft. Oberstes Ziel sollte es immer sein, das Tier gesund zu halten.
Für die Milchviehhaltung gilt dies natürlich ebenso. Neben der allgemeinen Tiergesundheit bringt dieser Zweig aber auch noch den speziellen Bereich der Eutergesundheit mit sich. Die Eutergesundheit ist der zentrale Faktor für eine qualitativ hochwertige und vor allem kosteneffiziente Milchproduktion. Neben Problemen mit der Fruchtbarkeit gehören Eutererkrankungen zu den größten Kostenfaktoren in der Erzeugung von Milch in der Landwirtschaft.
Einbußen in der Qualität werden insbesondere von Entzündungserkrankungen am Euter hervorgerufen. Kommt es zu solchen Entzündungen, entstehen auf zweierlei Art finanzielle Belastungen: Zum Einen leidet die Milchqualität, sodass die Einnahmen in der Milchgeldabrechnung sinken. Zum Anderen entstehen Kosten für die Behandlung der Krankheiten, die in der Regel mit Antibiotika vorgenommen wird.
Die effektivste Vorbeugung gegen diese finanziellen Belastungen ist eine eutergesunde Herde. Ein gesundes Euter schützt sich im Idealfall selbst gegen Erreger aller Art und macht somit die Euterpflege zu einem wichtigen Baustein einer erfolgreichen Milcherzeugung.
Was sind typische Probleme von Kühen beim Euter?
- Hauptproblem am Euter sind Mastitisinfektionen, also Euterentzündungen
- Erkrankungen entstehen durch falsche Fütterung und vor allem auch auf mangelnde Hygiene im Stall
- Die Erreger dringen in der Regel nach dem Melkvorgang in den noch geöffneten Strichkanal ein
- Dort können sie sich bei anfälligen Tieren ungehemmt verbreiten
Vor allem in der intensiven Milchviehhaltung dreht sich beim Thema Euter alles um Mastitiserkrankungen. Es handelt sich dabei um eine Entzündung des Euters, die durch verschiedene Erreger hervorgerufen werden.
Hauptgefahrenbereich einer Infektion ist dabei insbesondere der tägliche Melkvorgang. Die Strichkanäle der Euter öffnen sich während des Melkens und sind nach Abschluss noch nicht unmittelbar wieder geschlossen. Die geöffneten Kanäle bieten dem Erreger die Chance, in das Euter einzudringen und sich dort zu verbreiten.
Da das Melkzeug von Kuh zu Kuh geht, besteht beim Melken die zusätzliche Gefahr einer sehr schnellen Verbreitung eines Erregers in der Herde. Aus diesem Grund kommen in der Milchviehhaltung desinfizierende und mechanisch abschließende Dippmittel zum Einsatz. Sinnvoller und effizienter ist jedoch die Vorbeugung durch die richtige Euterpflege, wie sie in diesem Artikel thematisiert wird.
Zudem sind aber auch noch zwei weitere Faktoren zu beachten, die zu den typischen Auslösern von Infektionen gehören. Erstens bildet eine gute und angepasste Fütterung die Basis für ein stabiles Immunsystem der Kuh. Somit haben vorhandene Erreger weniger Chancen, sich ungehindert im Euter zu verbreiten. Zweitens beugt eine ideale Hygiene in Stall und Melkstand der Vermehrung und Verbreitung von Erregern vor, sodass diese überhaupt nicht zum Euter gelangen können.
Welche Auswirkungen hat Euterpflege auf die Milchqualität?
- Eutergesunde Kühe geben natürlich auch qualitativ hochwertige Milch
- Die Milchqualität wird über die Zellzahl gemessen und beurteilt. Steigt die Zellzahl, ist die Milchqualität schlechter
- Tiere mit einer Zellzahl unter 100.000 gelten gemeinhin als eutergesund
- Für hohe Zellgehalte drohen in der Milchgeldabrechnung Abzüge bis hin zu nicht verwertbarer Milch, die entsorgt werden muss
Obwohl die Euterpflege als tägliche Maßnahme keine direkt sichtbare Veränderung hervorruft, hat sie dennoch eine ganz unmittelbare Auswirkung auf die Qualität der erzeugten Milch. Natürlich kann ein krankes Euter nicht von heute auf morgen durch die richtige Euterpflege wieder in Schuss gebracht werden. In diesem Fall ist in der Regel eine tierärztliche Behandlung nötig. Euterpflege ist eine längerfristige und vorbeugende Maßnahme.
So lange das Euter gesund ist und sich selbstständig gegen einen Krankheitsausbruch durch vorhandene Erreger schützen kann, wird die Kuh qualitativ hochwertige Milch geben. Sobald eine Entzündung entsteht, steigt die Zellzahl in der Milch. Diese wird regelmäßig geprüft und zeigt die Milchqualität an. Je höher die gemessene Zellzahl in der Milch, desto schlechter ist die Qualität.
Als Eutergesund gelten dabei Ergebnisse von unter 100.000 in der Messung der Zellzahl. Dies ist der Anhaltspunkt und die Grenze, die nicht überschritten werden sollte. Steigt der Zellgehalt weiter an, kommt es bei den Molkereien in der Regel zu Abzügen in der Milchgeldabrechnung. Dies kann soweit gehen, dass die Milch von der Molkerei nicht mehr angenommen wird und aufgrund der mangelhaften Qualität entsorgt werden muss.
Insofern kann und sollte durch die regelmäßige Euterpflege der Zellgehalt in der abgelieferten Milch dauerhaft niedrig gehalten werden. Der tägliche Aufwand zahlt sich in der Milchgeldabrechnung direkt aus.
Vorteile der Euterpflege
- Somit liegt der Vorteil der Euterpflege auf der Hand: Sie vermeidet präventiv Kosten
- Die gesündere Zitzenhaut bietet eine schlechtere Angriffsfläche für Erreger. Erkrankungen werden dadurch seltener
- Durch einen verringerten Antibiotikaeinsatz entstehen auch weniger Resistenzen im Stall
- Nicht nur werden Kosten eingespart, sondern auch Arbeitsaufwand und Stress verringert
- Eine gesunde Herde ist immer die Basis einer erfolgreichen Tierhaltung
Eine regelmäßig und präventiv durchgeführte Pflege der Euter in der gesamten Milvhviehherde bringt also verschiedene Vorteile mit sich. Hauptfaktor sind hier die Kosten, die auf diese Art vermieden werden können. Dies bedarf jedoch einer genaueren Erklärung:
Im gesunden Zustand ist die Euterhaut wie bereits erwähnt gut in der Lage, sich selbstständig gegen Erreger zu schützen. Ein gesundes, geschmeidiges und vor allem nicht ausgetrocknetes Euter bietet schlichtweg weniger Möglichkeit für den Erreger, Halt zu finden und sich auf der Haut fort zu bewegen.
Somit entstehen weniger Tierarztkosten, vor allem wird aber auch der Einsatz von Medikamenten minimiert. Euterentzündungen werden in der Regel mit Antibiotika behandelt, wodurch in modernen Ställen immer mehr Resistenzen entstehen. Hier kann es zu einem Teufelskreis kommen, der nur sehr schwer zu durchbrechen ist. Ein höherer Einsatz von Antibiotika führt zu mehr Erkrankungen, die wiederum mit mehr Arzneimitteln behandelt werden müssen. Dies führt wiederum zu weiteren Resistenzen.
Durch den recht überschaubaren Arbeitsaufwand der täglichen Pflege kann der Landwirt aber auch punktuell sehr hohe Arbeitsbelastungen vermeiden, die durch einen Befall mit Entzündungserregern entstehen können. Dies wird vor allem dann zu einem nicht zu unterschätzenden Faktor, wenn größere Teile der Herde betroffen sind. Durch die vorbeugende Pflege kann dieser Arbeitsaufwand sowie erhöhter Stress beim Menschen und in der Herde wirkungsvoll vermieden werden.
Immer ist es der bessere Weg, die Herde initial gesund zu halten, als später auf bereits entstandenen Schaden reagieren zu müssen. In jeder Form der Tierhaltung sollte deshalb die Tiergesundheit an erster Stelle stehen.
Euterpflege richtig durchführen
- Wichtig ist, dass die Euterpflege regelmäßig jeden Tag durchgeführt wird
- Wenn eine Entzündung vorliegt, muss zu anderen Mitteln gegriffen werden
- Das Euter sollte vor dem Melken gründlich gereinigt werden
- Nach dem Melken kommt dann die Euterpflege zum Einsatz
Ihre vielfältigen Vorteile kann die Euterpflege aber nur entfalten, wenn einige wichtige Punkte beachtet werden:
Dabei ist neben den verwendeten Pflegemitteln der wichtigste Faktor, dass die pflegenden Maßnahmen regelmäßig täglich durchgeführt werden. Allein auf diese Art bekommt die Euterhaut die Möglichkeit nach dem strapazierenden Melkvorgang ausreichend zu regenerieren und so weniger Angriffsfläche für Erreger zu bieten.
Euterpflege ist ausdrücklich keine Maßnahme, die in Reaktion auf eine vorhandene Entzündung durchgeführt werden kann. Pflegemittel sind in der Regel nicht in der Lage eine Entzündung wirksam zu bekämpfen, sodass bei einer vorliegenden Erkrankung zu speziellen Maßnahmen bis hin zum Einsatz von Antibiotika gegriffen werden muss.
Wichtig ist ebenfalls, dass das Euter bereits vor dem Melken ausgiebig von jeglichem Schmutz befreit werden muss. Dreck im Stall bringt immer die Gefahr von Erkrankungen mit sich. Ein sauberes Euter bereits vor dem Melken ist die Basis zur Vermeidung jeglicher Eutererkrankungen. Ist das Euter ausreichend gereinigt und der Melkvorgang abgeschlossen, kann dann das Euterpflegemittel aufgetragen werden. Ob es sich dabei um pflegende Dippmittel oder andere Methoden zur Aufbringung handelt bleibt ganz dem Anwender überlassen.
Beim Einsatz der Pflege ist dann lediglich noch zu beachten, die Zitzen vollständig und mit ausreichend Mittel zu behandeln. Sofern diese Grundsätze Beachtung finden kann die Euterpflege ihr vorhandenes Potenzial im Kampf gegen Erkrankungen voll ausspielen.
Die richtigen Mittel für die Euterpflege
- Für die verschiedenen Anwendungsbereiche der Euterpflege kommen unterschiedliche Produkte in Frage
- Pflegemittel die ätherische Öle enthalten, haben eine aktivierende und vitalisierende Wirkung auf die Zitzenhaut
- Tonerde kann mitunter eine lindernde Wirkung auf Entzündungen haben
- Für frischmelkende und trockenstehende Kühe gibt es spezielle, vorbeugende Produkte
- In der langfristigen, täglichen Pflege ist Melkfett nach wie vor der bewährte Standard
Für die Pflege der Euter stehen verschiedene Mittel mit unterschiedlichen Wirkstoffen zur Verfügung. Da es sich in der Regel nicht um hoch wirksame Inhaltsstoffe handelt, ist nicht die gleiche Vorsicht geboten wie etwa im Bereich der Desinfektionsmittel. Es besteht ein größerer Spielraum, um einzelne Produkte auszuprobieren und sich so einen Überblick über den Markt zu verschaffen. Verschiedene Euterpflegemittel haben dennoch jeweils einen Anwendungsbereich, für den sie sich besonders gut eignen.
Euterpflege mit ätherischen Ölen pflegt und aktiviert die Haut in besonderem Maße. Zusätzlich zu den neutralen Trägerstoffen kommen hier auch leicht vitalisierende Inhaltsstoffe zum Einsatz So eignen sich diese Produkte für eine tägliche Pflege und können bei leichten Entzündungen sogar lindernd wirken. Das Euter wird geschmeidig und vor austrocknen geschützt und die Haut angeregt.
Vor allem während oder nach einer medikamentös behandelten Entzündung bieten sich zur Unterstützung in der Regeneration Euterpflegemittel auf Basis von Tonerde an. Diese sind in der Lage, den Zellgehalt effizient und schnell zu regenerieren. Da Tonerde gegen das Hitzegefühl bei Entzündungen hilft, kommt sie auch in anderen Bereichen zum Einsatz, etwa bei Gelenkschmerzen sowohl bei Tieren als auch beim Menschen. Wichtig ist an dieser Stelle nochmals der Hinweis, dass auch Pflegemittel auf Tonerde die tierärztliche Behandlung einer vorhandenen Euterentzündung nicht ersetzen, sondern bestenfalls ergänzen können!
Für den Anwendungsbereich von trockenstehenden und frischmelkenden Kühen werden spezielle Eutergels oder -salben angeboten. In diesen Phasen ist das Euter besonders belastet und bedarf deshalb einer intensiven Pflege. Die dafür geeigneten Produkte sind in besonderem Maß in der Lage, gegen trockene und rissige Zitzenhaut vorzubeugen. Für regulär melkende Kühe sind diese Mittel meist nicht nötig und es reicht das klassische Melkfett.
Dieses Melkfett ist ein rein natürliches Produkt und beinhaltet keinerlei zusätzliche Inhaltsstoffe. Aufgrund dieser minimalen und natürlichen Zusammensetzung ist es bestens für die tägliche Pflege geeignet. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass Melkfett im Vergleich zu anderen Produkten relativ günstig ist.
Beim Thema Melkfett taucht immer wieder die Frage auf, ob es sich dabei um Eutersalbe handelt. Tatsächlich ist Melkfett nicht das gleiche wie Eutersalbe. Den Unterschied machen dabei die zusätzlichen Inhaltsstoffe, die in der Regel in Eutersalbe enthalten sind. Diese können, wie bereits erwähnt, eine gewisse Wirkung auch auf akute Entzündungen haben. Melkfett hat diese Wirkung nicht und ist ausschließlich für die tägliche Pflege geeignet.
Euterpflege bei Agrotheke
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.
Quellen:
Peinhopf, Walter: Die gesunde Herde: Bestandsbetreuung – der Schlüssel zur erfolgreichen Rinderhaltung. Stocker Verlag, Graz 2015.
Giebel, Joachim: Kuhhaltung leicht gemacht: Kühe artgerecht halten – Die Grundlagen von der Anatomie bis hin zu den verschiedenen Haltungsformen. Selbstverlag 2019.
Gebhard, Bettina: Gesunde Euter durch Homöopathie: Symptome erkennen – Wirkstoff bestimmen. DLG Verlag, Frankfurt am Main 2020.
Batz, F.-J.: Grundvoraussetzungen für eine tiergerechte Milchviehhaltung. Springer Verlag 2013.
Mackrott, Heinrich: Milchviehhaltung. Ulmer Verlag, Stuttgart 1994.
Bauförderung Landwirtschaft e.V.: Milchviehhaltung: Betriebswirtschft, Fütterung, Milchgewinnung, Entmistung, Bauausführung, Tiergesundheit, Herdenmanagement. Landwirtschaftsverlag, Münster 2004.