Zuletzt aktualisiert am 31. Juli 2025
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Blauzungenkrankheit (BT) ist eine durch Mücken übertragene Viruserkrankung, die besonders für Schafe lebensbedrohlich ist.
- Typische Symptome: hohes Fieber, geschwollene Schleimhäute, bläuliche Zunge.
- Es gibt keine direkte Heilung: schnelles Erkennen und Handeln ist entscheidend.
- Die Krankheit ist in Deutschland meldepflichtig, sofortiger Kontakt mit dem Tierarzt ist Pflicht.
- Wichtige Maßnahmen: Isolierung, Quarantäne, Mückenabwehr und Impfung.
Die Blauzungenkrankheit sorgt zunehmend für Unruhe unter Schafhaltern. Denn mit steigenden Temperaturen und der damit verbundenen Vermehrung von Überträgermücken steigt auch das Risiko neuer Ausbrüche. Besonders im Frühjahr und Sommer, wenn Gnitzen (Culicoides spp.) aktiv sind, breitet sich das Virus schnell und teils unbemerkt aus.
Betroffen sind vor allem Schafe, die deutlich empfindlicher auf die Infektion reagieren als Rinder oder Ziegen. In einigen Regionen Deutschlands kam es in den letzten Jahren wiederholt zu Ausbrüchen, mit teils dramatischen Folgen für die Tiergesundheit und den Bestand.
Für dich als Tierhalter ist es daher entscheidend, die Blauzungenkrankheit bei Schafen frühzeitig zu erkennen und die richtigen Schritte einzuleiten. Dieser Beitrag zeigt dir, worauf du achten musst, welche Symptome typisch sind, und wie du deine Herde effektiv schützen kannst.
Was ist die Blauzungenkrankheit?
Die Blauzungenkrankheit (Bluetongue, BT) ist eine anzeigepflichtige, virusbedingte Tierseuche, die hauptsächlich Wiederkäuer wie Schafe, Rinder und Ziegen betrifft. Besonders empfindlich reagieren Schafe, bei denen die Symptome deutlich stärker ausgeprägt sind und der Krankheitsverlauf oft dramatischer verläuft als bei anderen Tierarten.
Blauzungenkrankheit bei Schafen: Der Erreger
Verursacher der Krankheit ist das Blauzungenvirus (BTV), das zur Familie der Reoviridae gehört. Es gibt zahlreiche Serotypen, die sich in ihrer Gefährlichkeit und Verbreitung unterscheiden. Einige davon betreffen vor allem Schafe und verursachen dort besonders schwere Verläufe.
Blauzungenkrankheit Schafe Übertragung
Die Übertragung erfolgt nicht direkt von Tier zu Tier, sondern durch blutsaugende Mücken der Gattung Culicoides, auch Gnitzen genannt. Diese Überträger nehmen das Virus beim Saugen an infizierten Tieren auf und geben es beim nächsten Stich weiter. Schafe infizieren sich häufig im Freiland, wenn keine Schutzmaßnahmen wie Mückenabwehr oder Stallhaltung umgesetzt werden.
Besonderheiten bei Schafen:
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Hohe Anfälligkeit: Schafe sind die Hauptopfer der Krankheit, während andere Wiederkäuer das Virus oft symptomlos weiterverbreiten.
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Heftiger Verlauf: Fieber, blutige Schleimhäute und Atemnot treten bei Schafen häufiger und schwerwiegender auf.
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Sterblichkeitsrate: Die Letalität ist bei Schafen deutlich höher, insbesondere bei nicht geimpften Tieren. Eine Studie über Ausbrüche des Serotyps 8 in Nordeuropa zeigt, dass die Sterblichkeitsrate bei Schafen bis zu 37–41 % betragen kann, während sie bei Rindern lediglich bei 6–13 % lag (Saegerman et al., 2008).
Die Krankheit hat eine Inkubationszeit von etwa 5 bis 10 Tagen. In dieser Zeit können infizierte Tiere das Virus unbemerkt weiterverbreiten – besonders gefährlich bei Schafen, da sie oft schon vor dem Auftreten erster Symptome ansteckend sind.
Ein umfassender Schutz deiner Herde beginnt mit dem Verständnis für diese Zusammenhänge. In den folgenden Abschnitten erklären wir dir, wie du Symptome frühzeitig erkennst und welche konkreten Maßnahmen du im Ernstfall ergreifen solltest.

Blauzungenkrankheit Schafe: Symptome erkennen
Die Symptome der Blauzungenkrankheit bei Schafen sind meist deutlich ausgeprägter als bei anderen Wiederkäuern. Sie treten plötzlich auf und verschlechtern sich innerhalb weniger Tage. Um schnell reagieren zu können, solltest du die typischen Krankheitszeichen genau kennen.
Hier eine Übersicht über die häufigsten Symptome:
Symptom | Beschreibung |
---|---|
Fieber | Oft über 40 °C, begleitet von Apathie und verminderter Futteraufnahme |
Geschwollene Schleimhäute | Vor allem am Maul, der Nase und den Augenlidern sichtbar |
Bläuliche Zunge | Namensgebendes Symptom, tritt aber nicht bei jedem Tier auf |
Speichelfluss | Schaumiger Speichel als Folge der Entzündung im Maulbereich |
Lahmheiten | Aufgrund entzündeter Zwischenklauenhaut und schmerzhafter Gliedmaßen |
Atemnot | Folge von Schwellungen im Rachenraum oder Lungenbeteiligung |
Schwäche und Gewichtsverlust | Tiere wirken müd, ziehen sich zurück und magern sichtbar ab |
Die Ausprägung dieser Symptome kann individuell sehr unterschiedlich sein. Bei manchen Tieren verläuft die Krankheit mild, bei anderen führt sie innerhalb kurzer Zeit zum Tod.
Wenn du eines oder mehrere dieser Anzeichen beobachtest, solltest du umgehend deinen Tierarzt kontaktieren. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser kannst du deine Herde schützen.
Diagnose & Meldepflicht
Ein schneller und sicherer Nachweis der Blauzungenkrankheit ist entscheidend, um betroffene Tiere zu isolieren und weitere Ansteckungen zu verhindern. In Deutschland unterliegt BT der Meldepflicht, weshalb Tierhalter sofort handeln müssen.
So wird die Krankheit diagnostiziert
Die Verdachtsdiagnose stellt in der Regel der Tierarzt anhand der klinischen Symptome wie Fieber, bläulicher Zunge oder geschwollenen Schleimhäuten. Eine gesicherte Diagnose erfolgt jedoch nur durch den Nachweis des Virus in einem anerkannten Fachlabor. Hierzu werden Blutproben entnommen und auf Antikörper oder Virusbestandteile untersucht (PCR-Test oder ELISA).
Meldepflicht in Deutschland
Laut Tiergesundheitsgesetz muss der Verdacht auf Blauzungenkrankheit unverzüglich dem zuständigen Veterinäramt gemeldet werden. Die Meldung erfolgt durch den behandelnden Tierarzt, kann aber auch durch den Tierhalter selbst erfolgen.
Rolle der Tierseuchenkasse & Veterinärbehörde:
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Die Tierseuchenkasse kann im Fall eines nachgewiesenen Ausbruchs Kosten für Diagnostik, Bekämpfungsmaßnahmen oder Tierverluste teilweise übernehmen.
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Das Veterinäramt leitet Quarantänemaßnahmen ein, informiert benachbarte Betriebe und erlässt ggf. Sperrbezirke.
Eine frühe Diagnose und Meldung ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch der wichtigste Hebel, um wirtschaftliche Verluste zu minimieren und die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Maßnahmen bei Ausbruch
Wenn der Verdacht auf Blauzungenkrankheit besteht, ist schnelles und gezieltes Handeln gefragt. Die nachfolgenden Schritte helfen dir, im Ernstfall strukturiert und gesetzeskonform zu reagieren.
Was tun bei Verdacht?
- Tierarzt kontaktieren: Bei ersten Symptomen sofort den Tierarzt hinzuziehen.
- Tiere isolieren: Verdächtige Tiere von der Herde trennen, um eine Weiterverbreitung zu verhindern.
- Dokumentieren: Symptome und Verlauf schriftlich festhalten – das hilft bei der Diagnose und ggf. Erstattung.
Behandlungsmöglichkeiten
- Es gibt keine spezifische Therapie gegen das Virus selbst.
- Unterstützend helfen fiebersenkende Mittel, Entzündungshemmer und Elektrolytlösungen.
- Pflege und stressarme Haltung verbessern die Überlebenschancen betroffener Tiere deutlich.
Seuchenkontrolle & Quarantäne
- Quarantänemaßnahmen werden vom Veterinäramt angeordnet.
- Bewegung von Tieren aus und in den Bestand wird eingeschränkt.
- Umgebungsbetriebe werden informiert, ggf. wird eine Sperrzone eingerichtet.
- Mückenbekämpfung im Stall ist verpflichtend. Hierzu zählt u. a. der Einsatz von Produkten wie dem Insect Blocker Pour-On und weitere Maßnahmen zur Fliegenbekämpfung im Stall.
Mit einem klaren Notfallplan schaffst du Sicherheit für dich und deine Tiere. Im nächsten Abschnitt erfährst du, wie du deine Herde mit gezielter Vorsorge und Impfung dauerhaft schützen kannst.
Vorbeugung & Impfung
Die beste Maßnahme gegen die Blauzungenkrankheit ist die gezielte Vorsorge. Dazu gehören sowohl die Impfung der Tiere als auch ein wirksamer Schutz vor übertragenden Insekten.
Impfung gegen Blauzungenkrankheit
- In Deutschland gibt es für bestimmte Serotypen (z. B. BTV-8) zugelassene Impfstoffe.
- Die Impfung ist regional unterschiedlich geregelt: teils Pflicht, teils empfohlen. Aktuelle Informationen gibt es beim Veterinäramt.
- Geimpfte Tiere entwickeln einen belastbaren Schutz und tragen nicht zur Virusverbreitung bei.
- Die Impfung erfolgt in der Regel durch den Hoftierarzt und wird von der Tierseuchenkasse teils bezuschusst.
Schutz durch Mückenabwehr
Da das Virus durch Gnitzen (Culicoides spp.) übertragen wird, ist die Vektorkontrolle entscheidend:
- Stallmanagement: Tiere möglichst in den mückenaktiven Zeiten (Dämmerung) im Stall halten.
- Fliegenschutzprodukte: Bewährte Mittel wie der Insect Blocker Pour-On helfen, Gnitzen und andere Stechinsekten abzuwehren.
- Stallhygiene & Insektenschutznetze: Reduzieren das Mückenaufkommen effektiv – mehr dazu im Beitrag zur Fliegenbekämpfung im Stall oder bei unseren 7 Tipps zur Stallreinigung.
Wer diese Maßnahmen kombiniert einsetzt, schützt seine Schafe doppelt: durch aktive Immunisierung und passive Abwehr der Überträger. So lässt sich das Risiko eines Ausbruchs deutlich reduzieren.
Unser Abschlussgedanke
Die Blauzungenkrankheit kann für Schafe schnell lebensbedrohlich werden. Doch mit dem richtigen Wissen und konsequentem Handeln lassen sich Ausbrüche verhindern oder zumindest eindämmen.
- Achte auf erste Anzeichen wie Fieber, Schleimhautveränderungen oder Bewegungsunlust.
- Isoliere Verdachtsfälle umgehend und informiere deinen Tierarzt.
- Nutze Impfungen und Mückenschutzprodukte gezielt zur Vorbeugung.
Informiere dich regelmäßig über regionale Entwicklungen und schütze deine Herde aktiv – für mehr Tiergesundheit, weniger wirtschaftliche Schäden und mehr Sicherheit auf deinem Hof.